Geschichte des Tanzcafé Binz
Das Tanzcafé Binz in Berlin-Pankow blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Für jene, die tiefer in die Geschichte des Tanzcafés eintauchen wollen, ist die Sammlung von Willy Manns (Ansichtskarten-Pankow) eine wahre Fundgrube.
Eine Aufnahme aus dem Jahr 1910 zeigt das charakteristische Eckhaus in der Binzstraße mit den markanten Eingangstüren. Die rechte Tür führte in eine Feinbäckerei und Konditorei, die linke Tür in das Café Binz. Auf der davorliegenden Terrasse konnte das Kännchen Kaffee und der Kuchen unter einer Markise genossen werden. Noch vor dem 2. Weltkrieg übernahm der Bäckermeister Arno Gutzschhahn das Café Binz. Die Nacht vom 1. auf den 2. Mai 1945 veränderte das einstige Eck-Ensemble deutlich. Das baugleiche Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite brannte aus und wurde später abgerissen.
Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkriegs eröffnete Arno Gutzschhahn den gemütlichen Treffpunkt wieder. Wann der Wechsel zum Tanzcafé erfolgte, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehen. Fest steht jedoch, dass das Tanzcafé eine Institution der feierwütigen Pankowerinnen und Pankower war. Man traf sich zu einem Feierabend- oder Kennenlernbierchen und tanzte bis tief in die Abendstunden. Die Wende überlebte das Tanzcafé nicht. Die Räume konnten allerdings für private Feste und Feierlichkeiten angemietet werden. Gerüchten zufolge soll sich dort später ein Bordell befunden haben.
Im Frühjahr 2010 wurden die oberen Etagen in moderne Ferienwohnungen umgewandelt. Sie tragen heute den Namen «Allee Appartments». Die Fassade des Hauses bekam einen neuen Anstrich und der Schriftzug des Tanzcafés wurde aufgefrischt. Die Räume im Erdgeschoss wurden zunächst von der Joblinge gAG Berlin bezogen, die ihren Geschäftssitz Ende 2020 nach Berlin-Friedrichshain verlagerten.
[Lina-Mareike Dedert in: Pankow-Süd, Kieznachrichten, 3. Auflage, 2011]